Schocktherapie – Sinn oder Unsinn

Ein Kind, das auf die heiße Herdplatte gefasst hat, wird darauf nie wieder fassen. Es hat durch den Schreck und die nachfolgenden Schmerzen fürs Leben gelernt. Nach dieser Denkweise gibt es im Hundetraining immer wieder “Schockmaßnahmen” die dem Hund auf eben dieses Weise fürs Leben lernen sollen. Sinn oder Unsinn?

Eigentlich geht es hier nicht um Sinn oder Unsinn sondern um Vertretbarkeit.

Ein kleines (wahres) Beispiel soll die Methode veranschaulichen:
Mein 7 Monate alter Junghund stürmte immer vor mir durch die Tür, zerrt mich hinterher und rumpelte regelmäßig im Hausgang mit der fauchenden Katze oder einem Kind zusammen. Da steht nun die Trainerin, die auf Schocktherapie setzt.
Trainingsmethode: Öffne die Tür, warte bis der Hund durchstürmen will und wenn er dazwischen steckt schlägst du die Tür zu. Mit vor Entsetzen geöffneten Mund stand ich da und wollte wissen, warum man diesen Weg gehen soll.
Antwort: Das geht viel schneller als stundenlanges üben, der Hund lernt: “der Tür ist nicht zu trauen – ich lass mal Frauchen vor” und der kurze Schmerz wäre nicht schlimm. Gepasst hat es mir nicht, gemacht habe ich es trotzdem. Die Trainerin hat schon viel geholfen und kostete gutes Geld – sie wird schon Recht haben.
Fazit: Es hat geklappt. Der Hund traute sich nicht mehr vor mir durch die Tür. Und das Wort “trauen” ist Absicht. Er hat nicht gelernt, mir zu vertrauen, mich zu akzeptieren und mir deshalb den Vortritt zu lassen, wenn ich es für notwenig halte, sondern er hat gelernt der Tür zu misstrauen. Ziel ist erreicht, die Frage ist nur: Kann ich diese Art des Trainings vertreten oder wähle ich lieber den Umweg, bei dem mein Hund nachhaltig für die Zukunft lernt?

Das unsere Hunde auf diese Art und Weise lernen, etwas nicht zu tun, weil es ihnen schadet ist klar. Es ist außerdem eine sehr schnelle Art des Lernens – auch das Kind lernt schnell, dass die Herdplatte heiß ist. Was aber in meinen Augen ganz klar dagegen spricht ist die Verletzungsgefahr (auch wenn diese oft abgetan wird) und das falsche Lernergebnis. Bevor ihr einem Trainer gestattet, eine solche Trainingsmethode einzusetzen, überlegt bitte, ob ihr das wirklich vertreten könnt! Fragt lieber, ob es eine andere Trainingsmethode gibt!

P.S.: Übrigens habe ich diese Methode nie wieder angewandt!

Bildquelle: http://www.wdr.de/bilder/mediendb/WDR4_2011/ratgeber/gut_zu_wissen/img/2011/20110704_tierkrankenversicherung/hund_mauritius_gr.jpg

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