„Wirf, Frauchen – wirf! Ich will ihn haben, ich will ihn haben…“ Ihr Leben kreist nur um eines – den Ball. Er darf nie fehlen, ihm wird immer volle Aufmerksamkeit geschenkt – er ist das größte Heiligtum – Ihr SCHATZ:
Die Balljunkies!
Was viele Besitzer als süß, lustig oder hyperaktiv bezeichnen ist für Hunde bitterer Ernst. Es geht um IHREN BALL – für viele Hunde eine äußerste wichtige Ressource. Besonders anfällig für das „Junkie-Dasein“ sind vor allem Rassen / Hunde mit einem gesteigerten Beutefangverhalten, besonders aber Hüte- und Jagdrassen, aber auch Terrier sind oft ballverrückt. Bei diesen wird das „ganz normale“ Bällchenspiel ganz schnell zu einer Sucht, denn das Hetzen löst Adrenalinschübe aus und belohnt den Hund in seinem Verhalten. Sie verlangen ständig danach, würde sich die Pfoten blutig rennen nur um weiter ihre „Droge“ – den BALL – zu bekommen. Sie würden ihren Menschen stehen lassen und ohne groß zu überlegen mit einem Fremden mitgehen, wenn dieser ihren Ball davontragen würde.
Ihr Leben dreht sich nur um das runde Objekt und die Bindung zum Menschen besteht hauptsächlich darin, dass der Mensch das Wurfgeschoss darstellt. Besitzer erkennen den Ernst der Lage meist gar nicht. Das zum Einen die Mensch-Hund-Beziehung sehr darunter leidet ist schon schlimm genug, auch körperlich gesehen, ist dieses oft stundenlange Ballspiel sehr belastend, denn das ständige Abbremsen geht auf die Gelenke und kann nachhaltige Schäden hinterlassen! Wird dann auch noch ein Tennisball verwendet, hat man bald das Problem, dass der Hund seine Zähne (mit unter bis auf die Würzel) abschleift.
Auch wenn euer Hund dabei freudig wirkt ist er in Wahrheit nur aufgepushed, in höchstem Grad gestresst und süchtig – und Süchte sind nie gut bzw. gesund! Das ist auch der Grund, warum ein „Balljunkie“ selten freiwillig mit dem Spiel aufhören würde.
Das stark belohnende Beutespiel am Ball nimmt zunehmend Raum im Leben des Tieres ein, das Sozialpartner immer weniger realisiert und – wenn das Verhalten zur Störung entartet – schließlich nur noch die Objekte fixiert, ihnen nachläuft, sie bringt, um ohne den Ball den eigenen Atem zu „fangen“. All dies ist kein Spiel, sondern Symptom einer Störung. „Ausdrucksverhalten beim Hund – D. Feddersen-Petersen“
Hat man Pech manifestiert sich dieses Verhalten auch auf andere, sich bewegenden, Gegenstände und im schlimmsten Fall Licht-Schatten-Reflexe! Dann habt ihr ein massives Problem!
Wie erkenne ich einen Ball-Junkie?
Der erste Schritt ist erst einmal zu Erkenne, dass es sich schon lange nicht mehr nur um ein Spiel handelt. Woran erkennt man das? Euer Hund verlangt ständig nach dem Ball, hat er freien Zugang dazu, wird er ihn immer wieder anschleppen und zum Spiel auffordern (selbst nach einem ausgiebigen Spaziergang). Wenn ihr mit ihm unterwegs seid und den Ball dabei habt, hat er nur noch Blicke für den Ball, ziemlich egal, was um ihn herum geschieht, welcher auch todesmutig und mit aller Vehements vor jedem Artgenossen, und teilweise auch vor Menschen, verteidigt wird. Sie hecheln vermehrt, bellen und fiepsen und stehen „unter Strom“, sobald der Ball in Aussicht ist. (die Symptome sind von Hund zu Hund unterschiedlich)
Der Ball als Ressource.
Für Balljunkies ist der Ball ihre wichtigste Ressource. Er befriedigt viele selbst belohnende Bedürfnisse und Hunde verbinden mit dem runden Gegenstand vieles, was in ihrem jagdlichen Interesse ist und lassen ihn Glücksgefühle erleben. Sie nehmen dadurch ihre Umwelt nicht mehr richtig war, sind für den Besitzer teilweise nicht mehr richtig ansprechbar und sind in einem dauerhaften Erregungszustand. Diese Erregung sollte dringend heruntergefahren werden, denn ein gestresster Hund lernt schlechter, ist durchweg hippelig und beansprucht seine Organe so sehr, dass er eine niedrigere Lebenserwartung hat. Neben dem richtigen Einsatz mit dem Ball ist daher Entspannungstraining am Ball enorm wichtig. Ruhiges Verhalten an der wichtigen Ressource zu trainieren kann zwar dauern, aber ist äußerst wichtig und sinnvoll für den Hund.
Richtiges Ballspiel ist die Lösung!
Ballspielen ist nicht komplett schlecht, im Gegenteil! Es kommt nur auf das Wie an. Es gibt auch andere Möglichkeiten, als stupide den Ball zu werfen und den Hund direkt hinterher hetzen zu lassen, denn das ist kein Miteinander!
Beispiel 1: Lasst den Hund bei euch absetzen, werft den Ball und wartet bis er liegen geblieben ist. Erst dann schickt ihr euren Hund los, um ihn zu apportieren und direkt zu euch zurück zu bringen.
Beispiel 2: Setzt euren Hund ab und versteckt den Ball im Gebüsch, zwischen niedrigen Baumverzeigungen oder im hohen Gras. Dann lasst ihr ihn den Ball suchen.
Ihr könnt Beispiel 1 auch ausbauen und ihn erst nach ein oder zwei Kommandos zuvor los schicken. Oder ihr benutzt zwei unterschiedliche Bälle (Größe, Farbe, Form) die in einer bestimmten Reihenfolge apportiert werden müssen. Hauptsache ihr macht es ZUSAMMEN!
Beispiel 3: Lasst den Ball in einem unbemerkten Augenblick fallen und geht weiter. Nach einigen Meter ruft ihr euren Hund zu euch und lasst den verlorenen Ball suchen (diese Verlorensuche muss erst in kleinen Schritten aufgebaut werden. Ich helfe euch da gerne ;))
Beispiel 4: Bälle benennen! Gebt den Bällen eine Benennung, z.B. nach Farbe. Verteilt die Bälle und lasst euren Hund spezielle Bälle heraussuchen. Möchte der Hund nicht apportieren, kann er den richtigen Ball auch einfach anzeigen.
Ball als Superbelohnung!
Habt ihr mit eurem Hund eine gewisse Disziplin und Ruhe am Ball erarbeitet kann dieser als Superbelohnung eingesetzt werden. Für schwierige Trainingssituationen gibt es dann ab und an kein Futter oder lobendes Wort, sondern besonders beim meistern von schweren Trainingseinheiten kann dann auch mal der Ball fliegen. So könnt ihr den Ball wunderbar für eure Zwecke einsetzen und eurem Hund zu einem guten Trainingsergebnis verhelfen. Allerdings sollte diese Belohnung dosiert und/ oder am Ende eingesetzt werden, damit der Hund im Training nicht zu sehr gepushed wird.
Ich gehe 1 bis 2 mal täglich anderthalb Stunden mit einer schwarzen Schäferhündin aus dem Tierheim,die ein kompletter Puscheljunkie ist. Puschel nenne ich diese Stoffknochen, ohne den sie nicht spazierengehen will.Sie schleppt ihn den ganzen Spaziergang mit und versucht mich andauernd zu animieren den Puschel zu werfen. Anfangs dachte ich es sei der Schäferhunden eigene Spieltrieb,bis ich bemerkte, das wenn ich ihn nicht werfe sondern ihr `verbiete` den Puschel zu nehmen sie anfängt zu Fiepen,Schreien,Sabbern und einfach völlig gestresst ist.Jetzt versuche ich den Puschel während des Spaziergangs komplett zu ignorieren, werfe ihn während des Gehens überhaupt nicht mehr,sondern lasse sie Sitz machen und werfe ein Leckerlie.Dann rufe ich ihr Such zu und sie sucht dann auch mit Erfolg das Leckerlie.nache dem suchen muß aber wieder der puschel ins maul genommen und mitgeschleppt werden.Am Ende des Spaziergangs gehe ich mit ihr noch 10 bis 15 min in ein eingezäuntes Areal auf dem Tierheimgelände und Spiele mit ihr und dem Puschel. die Sucht ist so nach 2 Wochen allerdings noch nicht besiegt. Sollte ich den Puschel ganz weglassen?Auch im eingezäunten Areal?Ich würde Yuna gerne helfen dieses Ding zu vergessen damit sie wieder Stressfrei Spazierengehen kann,und wäre froh für ein paar Tipps dafür,wenn die Sucht schon vorhanden ist.Kurz noch zu Yuna, sie ist 6 Jahre alt und wurde völlig verstört neben ihrem schon älteren toten Frauchen gefunden und aus der Wohnung geholt.Sie ist eine echte Schönheit und hätte verdient frei vom Puschel zu sein.
Vielen Dank schonmal und mit freundlichen Grüßen, Jens Wilke