Rudelleben – Klare Hierarchie ohne Eitelkeiten

Um annähernd zu verstehen, wie sich Hunde ihre Gesellschaft mit uns vorstellen, sollten wir beim Ursprung beginnen. Hunde sind zwar keine Wölfe, dennoch können wir aus deren Verhaltensweisen im Rudel lernen und das Wissen auf unsere Mensch-Hund-Beziehung in einzelnen Bereichen übertragen!

Wölfe leben in einem komplexen Familienverband. Jeder Wolf hat seine Rolle, die sich an Charakter und Eigenschaft des Tieres orientiert. Die Anzahl der Tiere eines Rudels hängt hauptsächlich vom Nahrungsangebot ab, z.B. welche Beute in welcher Anzahl im Jagdgebiet vorhanden ist. Die Größe bewegt sich um die 10 Tiere (+/-).

An der Spitze des Rudels steht das “Alphapaar”. Dies sind im Normalfall das Elternpaar der restlichen Rudelmitglieder. Das restliche Rudel formt sich aus Welpen und Jungtieren, kann aber durchaus auch Verwandte beinhalten. So versteht sich, dass die Größe stetig schwankt, weil immer wieder geschlechtsreife Wölfe abwandern und Welpen nachkommen. Nachwuchs bekommen nur die Elterntiere. Das liegt nicht zwangsläufig daran, dass die Leitwölfin keine anderen Welpen duldet, sondern in erster Linie daran, dass die Jungtiere entweder noch nicht Geschlechtsreif sind oder eben abwandern um sich einen nicht-verwandten Partner zu suchen. Das hat außerdem zur Folge, dass die Größe der Gruppe überschaubar bleibt und eine Versorgung sicher gestellt ist! Ausgewählte Jährlinge bespaßen, beschützen und versorgen die Welpen während die Elterntiere bspw. auf Jagd sind.

Wölfe sind untereinander extrem gut organisiert und haben ein hochentwickeltes Sozialverhalten. Das kommt von der Art des Zusammenlebens. Jeder Wolf eines Rudels ist wichtig, vor allem um Jagderfolge zu haben und damit das Überleben zu sichern. Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum es nur sehr selten zu ernsthaften Rangordnungskämpfen kommt. Meistens wird die Rangordnung durch Droh- und Unterwürfigkeitsgebärden geklärt um Verletzungen untereinander zu vermeiden. Übrigens strebt nicht jeder Wolf danach, die Leitung und damit die Verantwortung und den damit verbundenen Stress zu übernehmen!!! Auch bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Rangordnung teilweise trotz einer Verletzung des Alphatier beibehalten wird. Bei Schwächung eines Tieres ist das Sozialverhalten der Wölfe ganz besonders ausgeprägt. Nicht selten kommt es vor, dass sich die anderen Mitglieder um das verletzte und geschwächte Tier kümmern, bis es wieder gesund ist!

Die Freiheit macht den Unterschied:
Die fast überall verkündete strenge Struktur mit Alphas, Betas und Omegas existiert in normalen, freien Umständen nicht! Wie man sieht, ist das Rudel eine Familie, in der immer wieder geschlechtsreifen Wölfen offen steht, abzuwandern und ihr eigenes Rudel zu gründen (dies tun sie meistens in der Paarungszeit). Gleichzeitig bedeutet das auch, dass erwachsene Tiere im Rudel bleiben und ihren Eltern nach wie vor folgen können. Diese o. g. klaren Strukturen findet man nur bei, in Gefangenschaft lebenden, Wölfen. Hier treffen oft mehrere geschlechtsreife Tiere aufeinander, die nicht ausweichen oder abwandern können! So ist eine klare Rangordnung und Regeln von Nöten um eine Struktur festzulegen und das gemeinsame Überleben zu garantieren. Hier ist z.B. klar geregelt, dass nur das Alphaweibchen Junge gebähren darf. Diese haben das Vorricht zu überleben.
Tatsächlich ist es in der Natur so, dass nicht immer die Leittiere die Gruppe anführen. Ergeben sich Situationen, in denen ein anderer Wolf “Spezialist” ist, dann übernimmt wie selbstverständlich er für diese Situation die Führung. Genauso wie Leittiere nicht aggressiv die Beute verteidigen und zu erst essen, während die anderen warten müssen. Auch diese Beobachtungen werden nur in gefangenschaft lebenden Wölfen gemacht, nicht aber bei denen in Freiheit. Hier fressen alle gemeinsam ohne großartige Aggressionen.

Fazit: Wölfe leben in Familienbunden in denen klare Hierarchie und Aufgabenverteilung herrscht. Die Elterntiere (die Alphas) bestimmen Aktivitäten und die Leitung des Rudels, allerdings gibt es Situationen, in denen die “Chefs” auch einmal auf ihre Chefrolle verzichten. Das können sie mit gutem Gewissen ohne ihr Gesicht zu verlieren! Vielleicht sollten wir alle etwas mehr Wolf sein :)

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