Nicht Futter – sondern Erziehung…

“Der Hund muss doch mit dir zusammenarbeiten, weil du es bist und nicht, weil er dafür Futter bekommt.”“Immer nur Futter zu geben, ist doch keine Erziehung!”

Wer kennt die Aussagen nicht, oder trifft sie vielleicht selber immer mal wieder. Ist es tatsächlich nicht möglich, seinen Hund mit Hilfe von Belohnung (u. a. Futter) zu Erziehen?

Wenn das die Vorfahren unserer Hunde damals geahnt hätten… Wer weiß ob sie sich auf dieses Bündnis tatsächlich eingelassen hätten. Zumindest, wenn man Aussagen wie oben hört. Wenn sie gewusst hätten, dass das Ego des Menschen auf Ausmaße wächst, das den Anschein erwecken, der Hund wäre Untertan des Menschen und würde aus lauter Nächstenliebe und Gottes erfurcht und natürlich “für umsonst” mit dem Menschen kooperieren und auf ihn “hören”.

Jetzt mal ehrlich, warum sollte irgendein Lebewesen ohne einen ersichtlichen Mehrwert für ein anderes “arbeiten”? Blicken wir einmal einige 1.000 Jahre zurück, als Hunde noch Wölfe und Menschen noch Menschen waren ;)
Damals erkannten zwei Lebewesen, dass sie von einer Kooperation einen gemeinsamen Nutzen haben. Die Menschen erkannten den Nutzen der Wölfe, um ihre Jagd zu optimieren und ihre Wohnsiedlungen vor Gefahren zu warnen. Die Wölfe hingegen erhielten nach dem Erlegen einer Beute einen Anteil. Sie wurden also durch Futter zur Mitarbeit ermutigt. Und genau das war anfangs mit der größte Grund, weshalb dieses Bündnis so stark wurde.

Auch heute noch gibt es immer Gründe, warum Hunde etwas tun (oder eben nicht tut). Nun kann man sich als Hundehalter selber aussuchen, welche Gründe der eigene Hund für die Ausführung seiner Kommandos haben soll, denn das bestimmt jeder Hundehalter selber. Es könnte sein, dass der Hund etwas tut, weil er dafür eine Belohnung erhält und er in freudiger Erwartung etwas gerne ausführt. Ein weiterer Grund könnte sein, dass ein unangenehmer Druck (physisch als auch psychisch) nachlässt, dass etwas geliebtes fortgesetzt, oder das Schaden für Seele und Laib abgewendet wird. Jeder dieser Gründe führt dazu, dass ein Hund “folgt”. Jeder dieser Gründe übermittelt dem Hund aber auch immer eine Einstellung und einen Gefühlszustand zu dem Besitzer und zu den auszuführenden Kommandos!

Auffällig ist, dass keiner der Gründe der hoheitliche Mensch ist, sondern nur das, was der Mensch bietet oder eben nicht bietet! Bzw. die Konsequenz (ob nun positiv oder negativ), die durch den Menschen erfolgt.

Befassen wir uns noch einmal kurz mit dem Begriff Erziehung, schließlich soll die Frage beantwortet werden, ob man auch durch Futter (oder Belohnung im Allgemeinen) einen Hund erziehen kann.

Definition 1: planmäßige und zielgerichtete Einwirkung auf junge Menschen, um sie mit all ihren Fähigkeiten u. Kräften geistig, sittlich u.körperlich zu formen u. zu verantwortungsbewussten u. charakterfesten Persönlichkeiten heranzubilden.
(Quelle. “Wahrig” Wörterbuch)

Definition 2: Erziehung ist die bewusste und zielgerichtete Beeinflussung von Kindern durch Eltern, Erzieher, Lehrer usw. durch die Gestaltung der Beziehungen und Gestaltung der Lebenswelt. Dabei liegen den Aktivitäten der Erzieher die Erwartungen der Gesellschaft zugrunde.
(Quelle: Pädagogikhefter)

Beide Definitionen sind eindeutig. Es geht um die Einwirkung und Beeinflussung eines Lebewesens – da Kinder als auch Hund theoretisch das gleiche Lernverhalten zeigen (wie alle anderen Säugetiere auch) kann man diese Definitionen leicht verändert auch für die Erziehung von Hunden verwenden. Der aufmerksame Leser hat bereits ziemlich schnell erfasst, dass hierbei für die “Erziehung” keinerlei “Methodik” vorgeschrieben ist. Man kann sich also aus dem kompletten Konsequenzen-Spektrum bedienen. Es geht nur um die Einwirkung und Beeinflussung eines Lebewesens, sodass es sich in die Gesellschaft einfügen kann. Folglich kann Erziehung auch durch Belohnung statt finden!

Das ein Hund (oder auch ein Kind) natürlich nicht nur durch uns zielgerichtet lernt, sondern sich ungewollte Verhaltensweisen, Einstellungen etc. aneignet sollte klar sein und möchte ich hier nur nebenbei der Vollständigkeit halber erwähnen. Sprich, ist ein Mensch sehr ruhig und besonnen färbt das genauso ab, wie aggressives, unbeherrschtes Verhalten.

Übrigens: Belohnung muss nicht nur Futter sein. Das wäre eintönig und man schränkt sich selber sehr stark ein. Belohnungen sind wesentlich vielfältiger. Belohnung ist alles, was der Hund gerne tut bzw. in dem Moment in dem die Belohnung zugeführt wird begehrt!

Bitte löscht den Gedanken aus eurem Kopf, dass euer Hund etwas für euch macht. Er tut es, weil er eine der vier Konsequenzen von euch erwartet und nicht, weil er euch bis zum umfallen vergöttert – sorry ;)

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