MEHR ZEIT IN DER HUNDEAUSBILDUNG

Menschen sind von Natur aus ungeduldig – durch unseren schnelllebigen Alltag wird dies nicht besser, sondern schlimmer. Wir erwarten, dass alles schnell-schnell geht – haben keine Zeit für lange Wartezeiten oder Verständnis für längere Lernprozesse… Leider ist das kontraproduktiv für die Hundeerziehung.

Egal ob es um Erziehung oder Verhaltenstherapie geht, alles benötigt Zeit. Wie viel, das hängt vom Individuum Hund und vom Individuum Mensch und natürlich von der gestellten Aufgabe ab.

Immer wieder habe ich Kunden, die nicht verstehen, warum die ein oder andere Übung nicht eher Erfolg hat. Ging doch das Erlernen von Sitz und Platz sehr schnell. Warum dauert es dann länger, bis der Hund sitzen bleibt und ich mich entfernen kann?

Oder ein Thema der Verhaltenstherapie: Warum erlernt Hasso schnell, in sein Körpchen zu gehen, aber sobald es klingelt flitzt er doch wieder zur Tür und bellt.

Im Grund ist es relativ einfach: Alles, was der Hund über Monate und Jahre hinweg falsch gemacht hat (z.B. Leine ziehen) muss gegenkonditioniert werden. Ich muss also neue, mehr Erfolge in eine andere Richtung erwirken. Das dauert einfach!
Überall wo ich “gegen” den Trieb (Bewachen, Hetzen,…) arbeite, ist ebenfalls wesentlich langwieriger als Aufgaben und Übungen mit dem Trieb – ist eigentlich logisch oder? Und alles, hinter dem ein Ritual steckt (bevor ich das Haus verlasse ziehe ich Schuhe an und pack den Schlüssel ein) muss ebenfalls erst einmal durchbrochen werden.
Dazu kommt noch die Auffassungsgabe des Tieres und das Timing und den Übungswillen des Menschen.

Ungeduldig oder laut zu werden, das Training abzubrechen oder den Hund einfach als dumm abzustempeln ist leider oft eine Folge der menschlichen Ungeduld. Der Druck, den wir uns und unserem Tier aussetzen ist vollkommen fehl am Platz – wer lernt schon gut unter Dauerdruck und zu hohen Erwartungen?

Rome wasn´t built in a day – und auch ein Hund ist nicht in ein paar Wochen erzogen oder Therapiert. Oder habt ihr in 5 Wochen lesen gelernt? Wohl kaum Wir hatten dafür viele Jahre Zeit und von unseren Hunden wird oft nach 6 Monaten bereits erwartet, einen Roman vorlesen zu können. Seid fair zu eurem Hund und lasst euch nicht so schnell entmutigen, wenn etwas nicht sofort Erfolg zeigt. Nicht der schnelle Weg ist der Richtige, sondern der Nachhaltige