Kampfhund – was ist das eigentlich?

Und wieder gab es einen Beißvorfall eines “Kampfhunds”. Wieder werden gewisse Rassen an den Pranger gestellt. Halter werden beschimpft und Panik macht sich breit. Leider gibt es Besitzer, die sich von ihrer Umwelt so unter Druck setzten lassen, dass sie – teilweise ohne weiteren Grund – ihren Hund ins Tierheim bringen…
In diesem Artikel möchte ich über die Problematik “Kampfhund” aufklären…

Zu erst möchte ich mit der Definition “Kampfhund” beginnen. Es gibt verschiedenste Rassen, die vor langer Zeit für Tierkämpfe eingesetzt wurden. Die Kämpfen gingen nicht nur Hund gegen Hund, sondern auch Bären, Bullen, Löwen und Dachse mussten für solch grausame Belustigung herhalten. Für diese Zwecke wurden Rassen gewählt, die sehr robust waren – bevorzugt mit kurzen Nasen um ein Weiteratmen beim Verbeißen zu ermöglichen. Diese Rassen wurden vorher bereits für sinnvollere Tätigkeiten wie das Festhalten einer Beute (Saupacker) oder als Zugtiere eingesetzt und waren ihrer Statur her gerade richtig für solche Kämpfe.

Diese Kämpfe wurden in England immer beliebter und zum Glück bald verboten – auch wenn sich nicht jeder an dieses Verbot hält. Arenen in denen diese Kämpfe ausgetragen wurden, wurden “Pit” genannt. Dieses Wort findet sich immer noch in einigen Rassenamen wieder.

Was ist an diesen Hunden nun so anders, als an anderen Rassen?
Eigentlich gar nicht so viel… Sie sind, bei einer guten Erziehung, Familienhunde wie Golden Retriever auch, sie sind verschmust wie Berner Sennenhunde sind aber genauso abrichtbar wie jeder Terrier.
Anders ist unter anderem, dass sie trotz ihrer oft geringen Körpergröße eine gewaltige Kraft haben und das Beißunfälle mit ihnen meist sehr gefährlich enden, da sich diese Rassen aus früherer Verwendung mitunter verbeißen.
Dazu möchte ich etwas erwähnen, was sicher nichts neues ist: Es werden regelmäßig Beißstatistiken in Deutschland erstellt. Zwar werden teilweise Listenhunde aufgeführt, allerdings nicht an oberster Stelle. Verzeichnet sind ebenfalls: Labrador, Terrier, Dackel, Schäferhund,… Das bedeutet nicht viel, nur dass die Anzahl der von Listenhunde begangenen Attacken vergleichbar und teilweise geringer sind, als die von den oben genannten. Das der Biss eines Dackels nicht so schlimme Folgen haben kann wie der eines Rottweilers dürfte nur logisch erscheinen.

Ein Hund der gut erzogen ist, der weiß, wo seine Grenzen sind, der Vertrauen zu seinem Halter hat und ein Halter, der sich an die Aufsichtspflicht hält – der beißt nicht einfach so. Egal welche Rasse. Nicht um sonst gibt es Gutachter, die nach einem Unfall zu Rate gezogen werden, die einen Angriff analysieren und die nicht selten zu dem Schluss kommen, dass jeder andere Hund in der Situation ähnlich oder genauso gehandelt hätte. Klar, das hilft den Betroffenen nicht! Kam es zu einem Unfall ist der Schock und die Wut groß. Nur wem gilt die Wut? Dem Hund, der nur das tut, was für ihn logisch ist, weil er es nicht anders gelernt hat – oder doch eher dem Halter, der sich ein Tier geholt hat, das mit so viel Sensibilität aber trotzdem Konsequenz erzogen werden muss – der vielleicht seiner Aufsichtspflicht nicht nachgegangen ist – oder sich der Verantwortung einer gesellschaftsfähigen Erziehung nicht gestellt hat?

Die Hetzerei gegen Listenhunde ist sehr ermüdend und absolut nicht Zielführend. Zahlreiche Hundeforscher, ganz voran Feddersen-Petersen, betonen ausdrücklich, dass dieser Rassismus absolut Blödsinnig ist. Jeder abgerichtete Hund ist gefährlich und leider wird sich zum Abrichten gerne ein Tier gekauft, dass von vielen gefürchtet wird. Somit züchten wir uns unser Problem ein Stück weit selber. Auch gebe ich gerne zu, dass ein Staffordshire Terrier einfacher abzurichten und aufzuhetzen ist, als beispielsweise ein Beagle. Aber auch sämtliche Schäferhundrassen – egal ob deutsch, holländisch oder belgisch sind hervorragend dafür geeignet. Glücklicherweise befinde sich diese sehr oft im Dienst und werden so verantwortungsbewusst geführt.

Zusammenfassend sollte nochmals gesagt werden, dass von einem normal und liebevoll erzogenem Listenhund (oh wie sehr ich dieses Wort hasse) erst einmal keine größere Gefahr aus geht wie von jedem anderen normalen Hund. Es ist daher vollkommen überflüssig, die Straßenseite zu wechseln, missbilligende Blicke zu werfen oder in die Hetzerei vieler Medien einzusteigen!

Und noch eines sei gesagt, da meist Kinder die Leidtragenden der Beißvorfälle sind: Lass niemals euer Kind alleine mit einem Hund – egal welchen!

P. S.: Übrigens, wenn man solche Videos findet, bei denen Kindern keinerlei Grenzen gesetzt werden und der Hund darunter leiden muss, stellt sich schon die Frage nach dem Verantwortungsgefühl und der Kompetenz des Halters :(

Ein Gedanke zu “Kampfhund – was ist das eigentlich?

  1. Hallo Carolin! Super Artikel! Ganz genau meine Meinung. Die Besitzer aller Hunde sollten sich ihrer Verantwortung bewußt sein. Leider ist das Problem ganz oft, dass jeder Hinz und Kunz sich einen Hund kaufen kann, und es eigentlich keinen interessiert, wie das Tier behandelt wird. Erst wenn es zu einem “Vorfall” kommt ist das Geschrei groß und der Hund Schuld. Meiner Meinung nach sollte es einen “Hundeführerschein” für alle geben, die sich einen Hund anschaffen. (Im Prinzip sollte jeder, der sich ein Haustier anschafft, eine Eignung, bzw. Wissen über das Tier und die artgerechte Haltung nachweisen. Da würde eine Menge Tierleid verhindert) Mir ist allerdings auch klar, dass dies in der Umsetzung nicht ganz einfach wäre. Diese Diskriminierung einzelner Rassen finde ich schrecklich. Außerdem sollte es gesonderte Reglungen geben für “Listenhunde” oder deren Mischlinge aus dem Tierschutz, denn die sind ja schon da. Von mir aus könnte die Zucht “gefährlicher” Rassen reglementiert werden, aber ich finde eh die Zucht von Hunden irgendwie überflüssig, wenn überall auf der Welt Hunde existieren, die keiner will, die verhungern, gequält oder getötet werden. Aber das ist wieder eine andere Diskussion. Liebe Grüße, Carmen

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